Inulin Atemtest

Fruktane ist der Sammelbegriff für eine Gruppe kurzkettiger, wasserlöslicher und schwer verdaulicher Kohlenhydrate, die fast ausschließlich aus Fruchtzucker (also Fructose)
bestehen.

Eine Studie untersuchte in den 90er Jahren den durchschnittlichen Fruktan-Konsum der US-Bevölkerung. Sie fand heraus, dass dieser in den USA bei etwa 3,91 g/Tag lag und in anderen Bevölkerungsgruppen sogar zwischen 1-20 g/Tag betrugt. Aktuell geht man jedoch davon aus, dass der heutige Konsum noch weiter angestiegen ist, da fruktanhaltige Diäten in der westlichen Bevölkerung immer beliebter werden und immer mehr Produkte auf Weizenbasis (wie Frühstückscerealien, Nudeln und Brot) konsumiert werden.


Das Problem bei Fruktanen ist, dass diese im Dünndarm nur schwer verdaut werden können. Sie gelangen deshalb unverdaut in den Dickdarm, wo sie von den Dickdarmbakterien metabolisiert werden. Dabei entstehen kurzkettige Fettsäuren und Gase. Bei erhöhter Magen-Darm-Empfindlichkeit können diese Nebenprodukte der bakteriellen Verarbeitung von Fruktanen dann Beschwerden verursachen.

Das Inulin als Ballaststoff 

Inulin ist der bekannteste, wasserlösliche Ballaststoff mit präbiotischer Wirkung. Er gehört zu der Gruppe der Fruktane und findet sich in der Natur hauptsächlich in Hülsenfrüchten, Weizen, Chicorée, Artischocken, Schwarzwurzeln, Lauchgewächsen und Spargel.


Laut Verbraucherzentrale wird Inulin auch in der Lebensmittelherstellung verwendet, um zum Beispiel den Fettgehalt zu reduzieren, den Geschmack zu verändern oder die Textur eines Lebensmittels zu verbessern. Dafür wird es unter anderem Backwaren, Milcherzeugnissen, Fruchtsäften, Müsliriegeln, Süßwaren, SäuglingsnahrungNahrungsergänzungsmitteln oder Wurst beigefügt. Das Problem dabei ist, dass die Lebensmittelherstellung nur Angaben zu Ballaststoffen machen muss, wenn diese bei 100 g mindestens 3 g betragen – ansonsten sind Ballaststoffangaben auf verpackten Lebensmitteln seit 2014 nicht mehr verpflichtend.


Bei gesunden Patient:innen kann Inulin sogar eine gesundheitsfördernde Wirkung auf die Darmflora sowie die Stuhlbeschaffenheit haben. Bei Patient:innen mit überempfindlichen Darmsystemen (wie Reizdarmsyndrom) kann es hingegen selbst bei geringen Mengen Bachschmerzen, Durchfälle und Bauchblähungen verursachen.



Fruktane verursachen Beschwerden – 
nicht das Gluten

Etwa 30 % der Patient:innen mit Reizdarmsyndrom (RDS) berichten über eine Unverträglichkeit gegenüber Getreideprodukten (wie Weizen, Gerste und Roggen) und eine Linderung ihrer Beschwerden nach der Restriktion dieser Lebensmittel.


Da getreidehaltige Produkte jedoch auch Fruktane beinhalten, blieb lange unklar, welche Bestandteile für die Intoleranz-Symptome sorgen. Deshalb untersuchte eine Studie aus Norwegen 59 Personen, die bei sich selbst eine Unverträglichkeit gegenüber Gluten vermuteten. Die Patient:innen erhielten sieben Tage lang entweder in Müsliriegel vermischtes Gluten (5,7 g), Fruktan (2,1 g) oder ein Placebo. Nach einer Woche wurden die Tests pausiert, bis die Symptome abgeklungen waren. Danach wechselten die Teilnehmer in eine andere Testgruppe, bis sie alle drei Testprodukte (Gluten, Fruktane und Placebo) durchlaufen hatten. Das Resultat dieser Studie waren signifikant höhere Reizdarmsymptomen (besonders Blähungen) bei der Gruppe mit Fruktanen als bei den Gruppen mit Gluten oder dem Placebo.


Diagnostik einer Intoleranz gegenüber Fruktanen 

Derzeit gibt es keine standardisierten Labortests zur Diagnose einer Fruktan-Intoleranz. Die Diagnostik erfolgt stattdessen indirekt über die Auswertung der Ergebnisse einer restriktiven Diät sowie Provokationstests. Aus diesem Grund beschäftigte sich kürzlich eine Studie näher mit diesem Thema und verwendete bei 14 gesunden Personen einen Inulin-Atemtest in verschiedenen Konzentrationen. Sie entdeckte einen Zusammenhang zwischen den erhöhten Wasserstoff-/Methan-Werten und den Magen-Darm-Beschwerden, weshalb sie diese Methode als Screening für Fruktan-Intoleranzen vorschlug.


Ernährungsmanagement bei Fruktan-Intoleranz 

Bislang gibt es keine klaren Protokolle zum diätetischen Management von Fruktan-Intoleranzen, da noch keine belastbaren, veröffentlichten Daten vorliegen. Wie bei anderen Kohlenhydrat-Unverträglichkeiten ist deshalb die Identifizierung und Eliminierung problematischer, fruktanhaltiger Lebensmittel der Hauptansatz. Fruktane kommen vor allem in Getreideprodukten (Weizen, Roggen und Gerste) sowie verschiedenen Gemüsesorten (Zwiebeln, Schalotten, Frühlingszwiebeln, Knoblauch, Rosenkohl, Kohl, Brokkoli, Pistazien, Artischocken, Inulin oder Chicorée-Wurzeln) vor. Aus diesem Grund sollten diese Produkte von Betroffenen zuerst komplett vermieden und anschließend nur bis zur Toleranzgrenzen wiedereingeführt werden.